ECHOS DER SEHNSUCHT - 2024
Ich habe mich gefragt, wie Objekte Sehnsüchte auslösen können, und denke, es hat häufig mit dem Kontext der Objekte zu tun. Viele meiner sehnsuchtsvollen Momente haben mit Pausen, Sorglosigkeit, Freiheit und dem Sich-Zeit-Nehmen für den Moment zu tun. Mit der Frage, wie wir diese Sehnsüchte und Erinnerungen an schöne Momente aufbewahren, lag für mich die Idee des Konservierens sehr nah. Meine Fundstücke in den Konfekttüten stammen von Spaziergängen aus dem diesjährigen Sommerurlaub in den Cotswolds. Dort kann man unendlich lang ungestört auf Feldwegen die sanft hügelige Landschaft und die Weite genießen. Es geht mir bei diesen Materialcollagen um die Nachwirkung und den Klang, die auch ganz kleine Dinge auslösen können – eine Resonanz, das Echo der Sehnsucht.
Die Echobilder sind auch in England entstanden. Ich bin den Fragen nachgegangen: Was bleibt von unserer Erinnerung? Wie zeigt sich die Sehnsucht nach diesen Orten? Sind es verblasste Bilder oder erinnern sie an den Moment in der gleichen intensiven Weise? Welche Tonwerte hat die Sehnsucht?
Die fotografischen Arbeiten habe ich mit Ölkreiden weiterbearbeitet. Was mich daran interessiert, ist die Distanz, die Vernebelung der ursprünglichen Situation, die sich dadurch verändert. Das passiert für mich bei der Sehnsucht eben auch: Sie ist trügerisch und verblendet; es entsteht etwas Neues, das seine eigene Geschichte erzählt.
Aus den sechs Leben der Mascha Kaléko - 2023
Seit einigen Monaten befasse mich mit Mascha Kaléko und suche nach Wegen, um die Gedanken und inneren Bilder, die Ihre Gedichte in mir auslösen, zu visualisieren. Mich hat der Gedanke bewegt, nicht ankommen zu können, kein Zuhause oder keinen guten Ort für das eigene kreative Potential zu finden – nicht andocken zu können. Diese Stimmung habe ich in vielen ihrer Gedichte gespürt. Und ich habe versucht, eine Formsprache für den lyrischen gedanklichen Raum als solchen zu finden, dabei hat sich die Farbe Hellblau in die Bildräume geschlichen.
SONG OF A BIRD - 2022
Fast ein Jahr lang begleitete mich das Thema ‚‚Song of a Bird“ und wurde so zu einer spannenden Entdeckungsreise. Das Flüchtige, das Leichte und die schnelle Bewegung bildeten eine erste Assoziation, die ich mit dem Thema verbunden habe. So ist eine fotografische Serie entstanden, die Schatten von Pflanzen zeigt, die durch die Wahl der Bildausschnitte und Tonwerte Leichtigkeit, Flüchtigkeit und Bewegung vermittelt. Die Abwesenheit eines Vogels in allen Arbeiten war von Anfang an beabsichtigt, um dem nachhaltigen Umgang mit natürlichen Lebensräumen einen bedeutungsvollen Raum zu geben. Die Präsenz der gefiederten Wesen kann aber im Zusammenspiel mit anderen Arbeiten der Ausstellung und in der Gedankenwelt des Betrachters spürbar werden.
Mein zweiter Annäherungsweg war die Betrachtung der Lebensräume von Vögeln am Boden, in Hecken und Sträuchern, die gleichzeitig Verstecke und Orte der Nahrungssuche sind. So entstanden Nahsichten und Überlagerungen von Linien, die Zweigen und Aststrukturen nachempfunden waren, aus Fragmenten von Momentaufnahmen von Spaziergängen im Wald. Die Farbwahl war anfänglich inspiriert von den in der Natur vorgefundenen Kombinationen. Im Laufe der Arbeit hat sich das Thema verselbstständigt und es sind u.a. kleine Drucke entstanden, in denen ich das Thema Überlagerung von Linien in einem freien Spiel weiterentwickelt habe.